Wenn ich an meine persönliche APG zurückblicke, dann war es immer der kleine Kreis, Familie und Freunde, die mir Heimat waren und das Gefühl gaben, trotz der „politischen“ Fehlentscheidungen der Amtskirche bezüglich der Pfarre Weigelsdorf, trotz aller Denunzianten und Intriganten, meine Arbeit richtig und gut gemacht zu haben. Ich musste 7 Jahre warten bis die Kirchenleitung das auch wieder so sah, die Fehler wirklich eingestand und auch Schritte der Wiedergutmachung setzte; andere warten ewig.
Ich kann "Auf den Spuren der Cellosuiten" sehr weiterempfehlen. (Johann Sebastian Bach, Casals und ich; von Eric Siblin; erschienen 2010). Die Kapitel tragen die Überschriften der einzelnen Sätze der 6 Suiten (Prelude, Allemande, Courante, Sarabande..) und beschreiben einerseits historische Entstehungsgeschichte, die Wiederentdeckung der Suiten durch Casals, den persönlichen Bezug des Autors und zusätzlich gibt es viel Weisheit und Hintergrundinformationen.
Es interessiert mich nicht womit Du Deinen Lebensunterhalt verdienst. Ich möchte wissen, wonach Du innerlich schreist und ob Du zu träumen wagst, der Sehnsucht Deines Herzens zu begegnen.
Es interessiert mich nicht wie alt Du bist. Ich will wissen, ob Du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um Deiner Liebe willen, um Deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.
Es interessiert mich nicht weiche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen. Ich will wissen, ob Du den tiefsten Punkt Deines eigenen Leidens berührt hast, ob Du geöffnet worden bist von all dem Verrat, oder ob Du zusammengezogen und verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual. Ich will wissen, ob Du mit dem Schmerz - meinem und Deinem - dasitzen kannst, ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen. Ich will wissen, ob Du mit Freude - meiner und Deiner - dasitzen kannst, ob Du mit Wildheit tanzen und Dich von der Ekstase erfüllen lassen kannst, von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen, ohne uns zur Vorsicht zu ermahnen, zur Vernunft oder die Grenzen des Menschseins bedenken.
Es interessiert mich nicht ob die Geschichte, die Du erzählst wahr ist. Ich will wissen, ob Du jemanden enttäuschen kannst, um Dir selber treu zu sein. Ob Du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht Deine eigene Seele verrätst. Ich will wissen, ob Du vertrauensvoll sein kannst und daher vertrauenswürdig. Ich will wissen, ob Du die Schönheit sehen kannst, auch wenn es nicht jeden Tag schön ist und ob Du Dein Leben aus Gottes Gegenwart speisen kannst. Ich will wissen, ob Du mit dem Scheitern - meinem und Deinem - leben kannst und trotzdem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Vollmonds rufst: "Ja!"
Es interessiert mich nicht zu erfahren, wo Du lebst und wie viel Geld Du hast. Ich will wissen, ob Du aufstehen kannst nach einer Nacht der Trauer und Verzweiflung, erschöpft und bis auf die Knochen zerschlagen, und tust, was für die Kinder getan werden muss.
Es interessiert mich nicht wer Du bist und wie Du hergekommen bist. Ich will wissen, ob Du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.
Es interessiert mich nicht wo oder was oder mit wem Du gelernt hast. Ich will wissen, was Dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt. Ich will wissen, ob Du allein sein kannst und in den leeren Momenten wirklich gern mit Dir zusammen bist. (Text von: Oriah Mountain Dreamer, indianischer Stammesältester)
Als Gymnasiast fuhr ich mit dem Bus von Weigelsdorf nach Baden in die Schule. Eines Tages hatte ich meinen Fahrausweis verloren und der Schaffner verlangte, dass ich den Preis bezahle.
Ich kratzte alles zusammen was ich hatte, eine Handvoll 2-, 5- und 10-Groschenstücke. Der Schaffner, er hieß Niesner, sagte: "Das nehme ich nicht". Betroffen stand ich da, den Tränen nahe.
Da stand ein Fahrgast im Bus auf, ging nach vor und sagte zum Schaffner: "Das müssen sie nehmen, das ist gültiges österreichisches Geld". Das ist Mut.
Manchmal wünsche ich mir, diesem Fahrgast noch einmal zu begegnen. Ich nehme an, dass er schon gestorben ist. Ich weiß nicht einmal seinen Namen aber anstatt ihm Blumen aufs Grab zu legen möchte ich seinen Mut hier beschreiben.
Ich bin Csilla - aus dem BRG Wr. Neustadt. Kathi besucht seit September das Realgymnasium in der Gröhrmühlgasse in Wiener Neustadt. Seit ein paar Wochen hat sie am Mittwoch nachmittags das Freifach "Darstellendes Spiel". Beim ersten Mal wurde ihr erst während des Unterrichts bewusst, dass es am Ende dieses Schultages draußen bereits finster sein würde. Sie bekam Angst. Dieses Gefühl, im Finsteren zum Bahnhof gehen zu müssen war fast nicht auszuhalten. Kathi spürte, wie ihr plötzlich die Tränen kamen. Um ihr Weinen zu verbergen lief sie aufs WC, sperrte zu und heulte los.
Nach ein paar Minuten klopfte es an die Kabinentür: "Wer ist denn da drin? Du, was hast Du denn? Mach doch bitte einmal auf.."
Kathi entschloss sich zu öffnen, draußen stand ein Mädchen aus der Siebenten. "Ich bin Csilla, ich hab dich weinen gehört..."
Kathi erzählte von ihrer Angst, Csilla verstand: "Wir sind aus Ungarn und wohnen erst seit drei Jahren hier in Wiener Neustadt. Ich habe auch oft Angst gehabt. Wann hast du denn aus? Ich wohne nicht weit von hier und wenn du willst kann ich dich abholen und begleiten..."
Nach dem darstellenden Spiel, als Kathi die Schule verließ, stand draußen Csilla. "Hallo Kathi..."
Csilla, wenn Du das zufällig lesen solltest, dann sollst Du wissen, dass Du mit Deiner Tat unsterblich geworden bist.
Meist sitze ich mit dem Cello ja nahe der Osterkerze in deren Schale unten feiner Sand gefüllt ist. Manchmal fangen dann die Kinder an damit zu spielen und dann kommt mir das Gedicht in den Sinn:
Das Schönste für Kinder ist Sand. Ihn gibt es immer reichlich, er rinnt unvergleichlich zärtlich durch die Hand.
Weil man seine Nase behält wenn man auf ihn fällt ist er weich, so weich.
Kinderfinger fühlen wenn sie in ihm wühlen nichts und das Himmelreich.
Ein ganz besonders starkes Buch ist für mich: "Zwei alte Frauen" von Velma Wallis. Ein Eskimostamm ist im strengen Winter am Verhungern und der Rat beschliesst, die zwei ganz alten Frauen zurückzulassen. Abschied. Schmerz auf allen Seiten. eine kleine Geste der Hilfeleistung des Enkels der Einen. Dann sind die beiden allein. Jammern. Bis sie sich sagen: "Wenn wir schon sterben müssen, wollen wir handelnd sterben".
Der Weltladen wäre sicher dabei, da sind alle möglichen Kooperationsarten offen. Wichtig wäre aber, dass jemand aus Kottingbrunn die Sache zu seinem Baby macht und sich vor Ort dafür einsetzt.
"Trauriges Märchen" Als aber der große Krieg schon viele Jahre vorbei war, da versammelten sich die, die ihn überlebt hatten und die, die seither geboren worden waren und berieten sich; denn sie sagten: „Wir wollen nicht, dass mit uns wieder Krieg gemacht wird.“ – „Wenn wir das nicht wollen“ sagte einer mit dem Namen Optimist, „dann wird auch kein Krieg mehr mit uns gemacht werden.“ Und alle freuten sich.
„Halt“, sagte da ein alter Mann, „das ist nicht so einfach. Als ich noch ein Kind war, viele Jahre vor dem Krieg, hatte es nämlich schon einen grossen Krieg gegeben, und damals hiess es nachher auch: Wir wollen, dass mit uns nie wieder Krieg gemacht wird. Und trotzdem wurde wieder Krieg gemacht, und der war dann sogar noch grösser und noch ärger.“
Da fragten sie ihn: „Wie machen wir es dann also, wenn wir nicht wollen, dass mit uns wieder Krieg gemacht wird?“
„Das ist ganz einfach“, sagte der alte Mann, „aber das ist nicht ganz leicht.“
„Ganz einfach, aber nicht ganz leicht, was soll denn das wieder heissen?“ erboste sich nun einer. Aber die anderen sagten: „Sei still und lass ihn reden!“ Da war er still und liess ihn reden, aber er hörte nicht zu, sondern schlich sich heimlich weg.
„Ganz einfach ist es“, sagte der Alte, „wenn ihr nicht wollt, dass man mit euch Krieg macht, dann müsst ihr euch so miteinander verabreden, dass man mit euch überhaupt nichts machen kann , was ihr nicht wollt. – Denn wenn ihr sonst immer alles andere mit euch machen lasst, dann lasst ihr zuletzt todsicher auch wieder mit euch Krieg machen.“
„Ja, aber“, fragten die anderen, „aber wie sollen wir uns so miteinander verabreden?“ „Und wie sollen wir überhaupt rechtzeitig herausfinden, was man mit uns alles machen will?“ – „Das eben ist nicht ganz leicht“, sagte der alte Mann. „Das müsst ihr durch Übung selbst herausfinden, und da müsst ihr eben die Augen und Ohren offenhalten. Und überhaupt wisst Ihr: Damals, als ich ein Kind war, nach dem Krieg, da haben eben in Wirklichkeit auch nicht alle gesagt nie wieder Krieg, sondern manche haben etwas ganz anderes gesagt, aber auf die haben wir nicht rechtzeitig aufgepasst und uns nicht vor ihnen geschützt… Ihr müsst misstrauischer sein!“
In diesem Augenblick kam der, der sich heimlich fortgeschlichen hatte, mit einigen uniformierten Bewaffneten zurück. Er hatte die letzten Worte noch gehört: „Der da ist es!“ rief er und zeigte auf den alten Mann. „Der hetzt uns zum Misstrauen und Unfrieden gegeneinander auf.“ Und die uniformierten Bewaffneten führten den Alten ab. Die anderen aber, die ihn gefragt hatten, blieben noch lange beisammen und diskutierten zum Teil darüber, wie sie verhindern könnten, dass man wieder Krieg mit ihnen macht, zum Teil aber auch darüber, ob dem alten Mann nun eigentlich Recht geschehen sei oder nicht, dass die Bewaffneten ihn abgeführt hatten. Die einen meinten: „Er hat uns ja nur seine Meinung gesagt, und nur auf unsere Fragen geantwortet.“ Aber andere meinten: „Er hat uns schliesslich doch zum Misstrauen aufgefordert, und Misstrauen erzeugt Unfrieden und Unfrieden erzeugt Krieg“, und der Mann namens Optimist meinte: „Vielleicht sollten wir überhaupt froh sein, dass wir jetzt unseren lieben Frieden haben und sollten nicht so viele Fragen stellen.“
Sie sprachen noch lange, aber sie konnten sich nicht einigen, und nach einer halben Stunde oder nach einer Stunde hatten sie den alten Mann vergessen.
Mir gefällt der Text sehr gut, die Frage ist immer die Umsetzung. Aber es ist klar, dass die Umsetzung vor allem in den kleinen Zellen, sprich: bei uns passieren muss. Gut ist es, wenn aber der Rückhalt von der Leitung (Pfarrer, Bischof, Papst) vorhanden ist und die Pfarren nicht in dieser Richtung eine Front vorfinden.